Seidenstrümpfe und Krönungsmantel "light"

vier Texte, zusammengestellt
von Hülja, Francesca und Steffi


Von Ludwig XIV. gab es in ganz Frankreich zahlreiche Statuen und Reiterstandbilder. Diese standen auf großen Plätzen oder vor Regierungsgebäuden. Der König war auf Wandteppichen abgebildet. Die Szenen zeigten ihn bei der Jagd oder bei öffentlichen Auftritten. Münzen mit seiner Büste wurden geprägt. Medaillen mit dem Kopfumriss des Königs auf der einen und dem Anlass auf der anderen Seite wurden ausgegeben.

Die im Lande umher wandernden Theatergruppen führten Stücke auf, in denen der König in seiner Staatsrobe auftrat. Der Schauspieler war wie Ludwig geschminkt und trug auch die hohe Perücke. Solche Theatergruppen spielten sogar in den großen Dörfern. Feste Theaterbauten gab es kaum, in ganz Europa.

In Paris kannte jeder den König, denn zu großen Staatsfeiern fuhr er in seiner Kutsche durch die Hauptstraßen. Rechts und links hatten sich dann viele Einwohner aufgestellt, um Ludwig zuzujubeln. Die Krönungsfeierlichkeit war ein riesiges Ereignis, an dem die Adligen und zahlreiche wohlhabende Bürger teilnahmen. Es war dabei üblich, ein großes Feuerwerk zu veranstalten, das in ganz Paris zu sehen war.


Wenn Ludwig als Tänzer auftrat, dann waren das eher Ballettvorführungen im engen Kreis, z.B. im Garten des Schlosses von Versailles. Im Film "Der Mann mit der eisernen Maske" war eine solche Aufführung zu sehen. Einmal hat Ludwig Apollon, den griechischen Gott der Künste dargestellt, der aber auch für Recht und Ordnung zuständig war. Apollon tötet im Stück die Pythonschlange. In Ludwigs Zeit spielten Symbole eine große Rolle.

Als Pythonschlange wurde die Fronde dargestellt, das bedeutet als Spottwort „Schleuder“ und bezeichnet die aufständischen Adligen und Richter, die Mitte des Jahrhunderts versuchten, die Macht des Königs zu begrenzen. Ludwig wurde dabei aus Paris verjagt. Der König setzte sich aber schließlich doch durch. Der Fronde-Aufstand wurde blutig niedergeschlagen.


Der Stab mit der ausgebildeten Hand, den zwei gestreckten Fingern, ein Schwurstab, ist ein Symbol. Die Richter in dieser Zeit hielten nämlich einen solchen Gerichtsstab als Zeichen ihrer Macht bei den Verhandlungen in der Hand. Das Pariser Gericht verlor aber nach der Niederwerfung der Fronde endgültig sein Einspruchsrecht gegen Gesetze des Königs. Wofür ist also jetzt der Gerichtsstab auf dem Staatsgemälde ein Symbol?

Die Königssymbole Krone, Zepter, Schwert trug Ludwig nur bei den wichtigsten Feiern, z.B. bei der Krönung. Mit dem Schwert Karls des Großen soll die Macht des alten Kaisers auf Ludwig übergehen. Er ist berechtigt, das Gebiet, in dem Karl herrschte, wieder herzustellen.


Heiratspolitik: Ludwigs Mutter war Anna von Österreich, eine spanische Prinzessin. Was hatten Spanien und Österreich miteinander zu tun? Um das zu verstehen, müssen wir uns das Haus Habsburg anschauen. Dessen Fürsten regierten zu Beginn des 16. Jahrhunderts in den Gebieten Österreich, Böhmen, Norditalien, Burgund, Niederlande, Flandern, Arras (Nordfrankreich). Das Kernland der Habsburger war Österreich. Durch Heirat erwarben sie auch das Königreich Spanien. Allerdings trennte sich 1556 bereits das Haus in eine spanische und eine österreichische Linie.

Nun starb die spanische Linie 1700 aus, denn die Ehe des spanischen Königs Karl II. blieb kinderlos. Ludwig XIV. war der Sohn der spanischen Prinzessin Anna. Sie hieß Anna von Österreich, heiratete also aus der habsburgischen Linie kommend den französischen Thronfolger, den späteren Ludwig XIII. In Ludwig floss also nicht nur spanisches Blut, er heiratete zudem auch noch eine spanische Prinzessin, nämlich seine Cousine Maria Theresia. So konnte Ludwig XIV. gut begründet den Anspruch des Hauses Bourbon auf die spanische Königswürde anmelden und durchsetzen.


Viele Symbole sind im Bild dargestellt: die Fußstellung (Ludwig als Tänzer), das Schwert Karls des Großen, die Krone des ersten Königs aus dem Hause Bourbon, der Gerichtsstab, den Ludwig dem Pariser Gericht abgenommen hat.
Einige Zeichen sind noch nicht ergründet.
Was bedeutet das Relief hinter der Krone? Warum hat Ludwig Seidenstrümpfe und ein Strumpfband an? Warum sind die Spitzen an Kragen und Ärmeln so ausladend gemalt?

Seidenstrümpfe und Krönungsmantel
Herrscherbilder untersuchen - Ludwig XIV., Hyacinthe Rigaud, Louvre, 1701
Ausgangstext