GESCHICHTE . AUF . POSTKARTEN. - . DARUL. AMAN . PALAST ..KABUL
Der DARUL-AMAN-PALAST in Kabul hat eine sehr wechselvolle Geschichte.
Die Kollage interpretiert Tacita Deans Idee des Übermalens von Ansichten auf Postkarten. Das Tor zum Darul Aman Palast in Kabul ist der Ausschnitt aus einer Fotografie aus den 1920er Jahren. Ich habe es auf eine Ansicht des Palastes aus den 1990er Jahren gesetzt, also aus der Zeit, als das Gebäude noch nicht von den Mudschahiddin zerstört wurde.
Das Tor stand auf der gegenüberliegenden Seite der Palastanlage.
In unserem Projekt Nachlese zur dOCUMENTA (d13) hatten wir vor, Ansichten aus Kabul zu sammeln und zu übermalen. Schülerinnen und Schüler mit Familienbindung in Afghanistan stellten Kontakte zu Schulklassen in Kabul her, die mit jungen Leuten aus Kassel per E-Mail kommunizieren und Bilder austauschen wollten. Bezugspunkt waren auch die Ausstellungen afghanischer Künstlerinnen und Künstler in Kassel und insbesondere Tacita Deans wunderbare Kreidezeichnung zu Hindukush-Gebirge und Kabul-Fluss sowie der Wandteppich im Fridericianum von Goshka Macuga.
Die politische Lebenssituation für die beteiligten jungen Leute in Kabul ließ aber die aufgebauten Kontakte einfrieren. So beschränkten wir uns auf Aktivitäten und Veranstaltungen in Kassel allein. Diese sind hier dokumentiert.
Das Gebäude im Stadtviertel Darulaman sollte das Parlament aufnehmen. Doch nach dem Sturz des reformorientierten Königs Amanullah 1929 zerschlug sich dieser Plan. Der Palast wurde verschieden genutzt, als Nationalmuseum und Verteidigungsministerium. Es stand leer, zerfiel mehr und mehr, brannte aus.
Das klassizistische Aussehen erinnert nicht zufällig an das Reichtstagsgebäude in Berlin. Deutsche Architekten (Walter Harten, Wilhelm Rieck) waren maßgebend an Planung und Bau des Dorumalan Palastes in den 20er Jahren beteiligt. Die Freundschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und Afghanistan begannen vor 100 Jahren. Ein Kulturabkommen wurde 1961 geschlossen, das die Zusammenarbeit und den Austausch z. B. auf den Gebieten Wissenschaft, Literatur, Bildung, Theater betrifft.
Meine Kollage zum Darul Aman Palast nimmt die Idee des Erkundens und Bearbeitens auf, die z. B. Tacita Dean für die d13 ausgehend von Postkarten aus dem alten Kassel umgesetzt hat. Historische Recherche, Blick auf die aktuelle Stadtansicht, Verfremdung durch Überzeichnen.
Zugleich knüpfe ich an die Video-Installation an, die Mariam Ghani auf der d13 zeigt: A Brief History of Collapses. Die Künstlerin stellt darin Aufnahmen aus dem zerstörten Palast in Kabul und Bilder aus dem wieder aufgebauten Fridericianum in Kassel nebeneinander.
Aus meiner Suche nach Ansichten für die Kollage ist eine historische Recherche entstanden. Die Geschichte des Palastes, die verschiedenen Nutzungen, seine Zerstörungen. Im Bearbeiten spiegeln sich Einblicke in die Geschichte Kabuls wieder.
Auch das eingefügte Tor ist heute nur noch eine Ruine. Dennoch! 2004 wurde in Düsseldorf die Darul-Aman Stiftung gegründet. Ziel ist es, das Gebäude wieder aufzubauen. Es soll erneut der Sitz des afghanischen Parlaments werden. Irgendwann!