Arbeitskreis Jugend im Verein für hessische Geschichte und Landekunde 1834 e. V. Zweigverein Kassel
Unser Verein hat 2012 einen Arbeitskreis Jugend eingerichtet.
Wir wollen junge Leute und ebenso jung Gebliebene ansprechen,
mit einer besonderen Art der Geschichtsvermittlung.
Wir orientieren uns dabei an Ideen der Kunstvermittlung, z. B.
aus dem Fridericianum Kassel, dem Projekt ArKE Kunstgeschichte
(Universität Kassel), der „Denkwerkstatt Museum“ (Universität Dortmund).
Unser Konzept ist auf eine Vermittlung von Geschichte und Kunst vor Ort ausgerichtet. Wir initiieren und unterstützen Vorhaben, Geschichte und Kunst beim Betrachten und Gestalten von Material aufzusuchen. Am Ort skizzieren, Zeichnungen überarbeiten, neu gestalten, eigene Ansichten entwickeln und sich darüber austauschen. Betrachten, Details sehen, ein Gesamtbild durchdenken, Hintergründe herausfinden, Sichtweisen vergleichen, kritisch in den Blick nehmen.
Es ist ein Konzept für Erkundungen, die auf Eigensicht und Eigentätigkeit setzen. Das Vorgehen lässt sich am besten mit „Detektivische Methode“ beschreiben. Wir betrachten einen „Tatort“.
Das kann ein Gebäude sein, die Anlage eines Platzes, ein Gemälde, ein Denkmal, eine Häuserzeile, eine Verzierung im Eingangsbereich, ein Portal, eine Installation, eine Inschrift, ein Wappen…
> Der Tatort ist zunächst zu erfassen. Indizien ermitteln, Daten sammeln, notieren und behalten!
Skizzen vom Tatort spielen eine große Rolle. Das veranlasst zum genauen Hinschauen.
> Ausgehend von Vermutungen zum „Was, Warum, Wann…“ entstehen Fragen, die im Gespräch
hin und her gespielt werden können. So lassen sich Ideen für die „Lösung des Falles“ finden.
> Solche Ideen sollen einer Plausibilitätsprüfung standhalten. Das geschieht im Dialog, noch vor
Ort oder im Besprechungsraum an einer Pinwand. Sherlock Holmes lässt grüßen!
Die Erkundungen stützen sich auf Materialheft, Plakat und Faltblatt. Hintergrundinformationen, Hinweise und Tipps liegen vor. Sie werden offen in die Erkundung einbezogen. Die Reihenfolge ist nicht festgelegt, nicht alle Unterlagen sind für alle Teilnehmer gleich wichtig. Es sind Anregungen zum Nachdenken und Überdenken. Auch Vorschläge für Verzweigungen, also die Fortsetzung der Erkundung in die eine oder andere Richtung sind enthalten.
Diese Unterlagen haben wir so angelegt, dass sie auch die Führungen ergänzen, die beispielsweise Kassel Marketing vermittelt oder die das Stadtmuseum Kassel organisiert.
Die Unterlagen können weiterhin bestens in Jugendgruppen oder in Schulen eingesetzt werden, und sie stehen auf Anfrage und bei unseren Erkundungen und Workshops dort kostenlos zur Verfügung. Das ist möglich, weil unser Postkartenprojekt im Hessischen Landesprogramm WIR aufgenommen ist: Wegweisende Integrationsansätze Realisieren.
Die Integrationsdiskussion schließt für uns ein, verschiedene Bevölkerungsgruppen in einen Austausch und einen Diskurs über Heimat, Identifikation, Identität und die gemeinsame Gestaltung der Zukunft einzubeziehen, über Entwicklungen im Quartier und in der Stadt insgesamt.
Wie ist das Konzept entstanden?
Ein solches "in den Blick nehmen" auch von Eigensichten und Mentalitäten ist in den Jahren 2010 bis 2013 bei der Auswertung von Ausstellungsbesuchen mit daran gekoppelten Stadtrundgängen entstanden. Es war immer Kunst vor Ort, wobei der historische Kontext eine entscheidende Rolle spielte: Vermittlung von Überblick, Einblick, Ansichten und Einsichten mit Eigensinn. Einige Orte erwiesen sich als hervorragender Kontext für diskussionsreiche Erkundungen rund um die d13. Es sind besondere und zugleich doch alltägliche Orte, beispielsweise der Friedrichsplatz, das Fridericianum, die Orangerie und der Hauptbahnhof sowie die Wilhelmshöhe. Von Ausstellungstafeln ausgehend haben wir das anlässlich unserer Veranstaltung „Jugendliche sehen ihre Stadt Begegnungen.“ (November 2015) dokumentiert. Einige Tafeln haben wir hier in der Website unter "Kunst trifft Geschichte" und im Kapitel "Kollagen" veröffentlicht.
Ein Netzwerk zum Austausch von Ideen und Materialien soll entstehen. Die Website ist ein Medium auch dafür. Mittlerweile haben wir mehrere Unterlagen (Heft, Faltblatt, Plakat) als Drucke veröffentlicht und auf besonderen Veranstaltungen (Vorträge, Workshops) vorgestellt. Hier in der Website ist das ebenfalls dokumentiert. Auf Anfrage (info@postkartenprojekt-kassel.de) stellen wir kleine Materialpakete zusammen. Wir beraten auch vor Ort, z. B. in Schulen und Jugendeinrichtungen.
Jürgen Fischer, Ursula Spielmann (Leitung des Arbeitskreises)
Dezember 2017