Joseph II. will die Macht des Adels zurückdrängen. Für die Absicherung des angestrebten Zentralstaates muss er viele Vorrechte aufheben. So passt es, wenn 1786, also sieben Jahre seit Beginn der Französischen Revolution, in einer Oper eine bürgerliche Person als Hauptakteur auftritt und sich gegenüber einem Grafen als überlegen erweist.
Inhalt und historische Einordnung
Die Hochzeit des Figaro
Commedia per musica in vier Aufzügen
TEXT Lorenzo da Ponte (nach der Komödie La folle journée ou Le mariage de Figaro
von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais)
URAUFFÜHRUNG 1. Mai 1784, Wien (Hofoperntheater)
Figaro ist der Kammerdiener des Grafen Almaviva.
Er möchte die Zofe Susanne heiraten.
Auch der Graf begehrt die schöne Susanne. Er verweist auf das Recht der ersten Nacht, das in der Feudalgesellschaft den adligen Herren zustände. Erst danach würde er die Erlaubnis zur Heirat geben.
Die Gräfin, Rosina Almaviva, hatte allerdings das Recht auf die erste Nacht abgeschafft. Graf Almaviva will deshalb, dass seine Gemahlin nichts erfährt.
Das Stück spielt an nur einem Tag, es beginnt am Morgen des Hochzeitstages von Figaro. Es endet am Abend desselben Tages.
Wie kann Figaro den Grafen zurückweisen und aufhalten?
Weiterhin spielen mit:
Dr. Bartholo, Arzt und Freund des Grafen, und seine Wirtschafterin Marceline. Beide haben persönliche Gründe, Figaro unter Druck setzen zu wollen.
Cherubino ist der Page des Grafen, Rosina ist seine Patin. Er flirtet mit den Frauen, also mit Susanna und Rosina. Der Graf verschafft ihm ein Offizierspatent, um ihn loszuwerden.
Es kommt zu Intrigen, Verwechslungen, Listen und Verwirrungen.
Schließlich gelingt es Figaro, dass der Graf auch ohne „sein Recht auszuüben“ der Heirat zuzustimmen. Am Ende muss er sich bei seiner Gemahlin, der Gräfin entschuldigen.
Die Hochzeit des Figaro ist demnach ein Stück, in dem eine Person aus dem Bürgertum einen Grafen, also einen Adligen in seine Schranken verweist und sogar beinahe der Lächerlichkeit preisgibt.
Die Aufführung im Wiener Burgtheater gestattet der Kaiser.