Historische Begriffe:
Graf, Kammerdiener, Gräfin, Zofe, Recht auf die erste Nacht, Page

Ein Graf ist zunächst ein vom König eingesetzter Amtsträger, der ein Gebiet verwaltet. Das Grafenamt verselbständigt sich, das Amt wird erblich. Innerhalb des Adelsstandes der Grafen sind die Landgrafen und Markgrafen Herrscher über ein eigenes Territorium, sie sind also eigenständige, regierende Fürsten.

Das Recht auf die erste Nacht ist ein nicht eindeutig nachgewiesenes und praktiziertes Recht von Grundherren gegenüber Untergebenen. So dürfen z. B. Leibeigene den Gutsbereich des Herrn nicht verlassen. Sie müssen um Erlaubnis fragen, wenn Familienmitglieder heiraten oder wegziehen wollen. B
ei der Heirat der Tochter eines Hörigen hat die Herrschaft angeblich das Recht, die erste Nacht mit der Braut zu verbringen oder einen Geldersatz (Stechgroschen) zu verlangen.

Ein Kammerdiener ist im 18. Jahrhundert der persönliche Diener eines Herrn. Höhergestellt als die anderen Diener in einem Haus ist er für die Garderobe, die Toilette und den Haushalt zuständig. Nur der Kammerdiener schläft z. B. am Fußende des königlichen Bettes.

Die Zofe ist die Kammerdienerin einer Herrin.

Ein Page ist ein junger Adliger, der bei einer Herrschaft dient und z. B. bei einem Ritter als Schildknappe das Ritterhandwerk erlernt.
Im 18. Jahrhundert erledigen die Pagen kleine Dienstleistungen für ihre Herrn. Sie werden höfisch erzogen und sollen zu Offizieren oder Kammerdienern aufsteigen. Auch die Söhne von Grafen oder Königen durchlaufen einen Pagendienst, um am fremden Hof in das Leben eines Adligen eingeführt zu werden.


Was sind die Motive des Kaisers, eine Oper zuzulassen, bei der ein Bürgerlicher einen Adligen vorführt und lächerlich macht?.

Joseph II. will die Macht des Adels zurückdrängen. Für die Absicherung des angestrebten Zentralstaates muss er viele Vorrechte aufheben. So passt es, wenn 1786, also sieben Jahre seit Beginn der Französischen Revolution, in einer Oper eine bürgerliche Person als Hauptakteur auftritt und sich gegenüber einem Grafen als überlegen erweist.

H O C H Z E I T   D E S  .. F I G A R O ...
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Kavatine

Inhalt und historische Einordnung

Die Hochzeit des Figaro
Commedia per musica in vier Aufzügen

TEXT Lorenzo da Ponte (nach der Komödie La folle journée ou Le mariage de Figaro
von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais)

URAUFFÜHRUNG 1. Mai 1784, Wien (Hofoperntheater)

Figaro ist der Kammerdiener des Grafen Almaviva.

Er möchte die Zofe Susanne heiraten.

Auch der Graf begehrt die schöne Susanne. Er verweist auf das Recht der ersten Nacht, das in der Feudalgesellschaft den adligen Herren zustände. Erst danach würde er die Erlaubnis zur Heirat geben.

Die Gräfin, Rosina Almaviva, hatte allerdings das Recht auf die erste Nacht abgeschafft. Graf Almaviva will deshalb, dass seine Gemahlin nichts erfährt.

Das Stück spielt an nur einem Tag, es beginnt am Morgen des Hochzeitstages von Figaro. Es endet am Abend desselben Tages.

Wie kann Figaro den Grafen zurückweisen und aufhalten?

Weiterhin spielen mit:

Dr. Bartholo, Arzt und Freund des Grafen, und seine Wirtschafterin Marceline. Beide haben persönliche Gründe, Figaro unter Druck setzen zu wollen.

Cherubino ist der Page des Grafen, Rosina ist seine Patin. Er flirtet mit den Frauen, also mit Susanna und Rosina. Der Graf verschafft ihm ein Offizierspatent, um ihn loszuwerden.

Es kommt zu Intrigen, Verwechslungen, Listen und Verwirrungen.

Schließlich gelingt es Figaro, dass der Graf auch ohne „sein Recht auszuüben“ der Heirat zuzustimmen. Am Ende muss er sich bei seiner Gemahlin, der Gräfin entschuldigen.

Die Hochzeit des Figaro ist demnach ein Stück, in dem eine Person aus dem Bürgertum einen Grafen, also einen Adligen in seine Schranken verweist und sogar beinahe der Lächerlichkeit preisgibt.

Die Aufführung im Wiener Burgtheater gestattet der Kaiser.