Die Hochzeit des Figaro
Commedia per musica in vier Aufzügen
TEXT Lorenzo da Ponte (nach der Komödie La folle journée ou Le mariage de Figaro
von Pierre Augustin Caron de Beaumarchais)
URAUFFÜHRUNG 1. Mai 1784, Wien (Hofoperntheater)
FIGARO
Bravo, gnädiger Herr! jetzt versteh' ich das Geheimnis, ich sehe Ihren Plan deutlich ein. Nach London soll die Reise gehen, nicht wahr? Sie werden Ambassadeur, ich Kurier und Susanna geheime Ambassadrice. Aber daraus wird nichts. Wir wollen doch sehen, wer von uns beiden der schlaueste ist; der feine Herr Graf oder der lustige Figaro.
Arie Nr. 3 Kavatine
Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen, Mag er's nur sagen, ich spiel' ihm auf.
Soll ich im Springen ihm Unterricht geben, auf Tod und Leben bin ich sein Mann.
Man muss im Stillen nach seinem Willen Menschen zu lenken, die Kunst verstehn.
Mit muntern Scherzen leit' ich die Herzen, Schweigen und Plaudern, Handeln und Zaudern,
Alles muss so, wie ich's haben will, gehn! Will einst das Gräflein ein Tänzchen wagen.
Mag er's nur sagen, ich spiel' ihm auf!
Er geht ab.
…
FIGARO leise zu Susanna
Nun geht der Tanz los. Hilf mir nur, mein Kind!
SUSANNA
Ich habe keine Hoffnung!
FIGARO
Gnädiger Herr, verschmähen Sie diesen aufrichtigen und wohlverdienten Zoll unserer Dankbarkeit nicht. Sie geben heute ein Recht auf, das die wahre Liebe empört, und ich und Susanna werden die ersten sein, welche sich dessen erfreuen werden.
GRAF
Ei, wie fein! Ich habe mich dieses Rechts begeben, was wollt ihr mehr?
FIGARO
Wir werden heute die erste Frucht Ihrer Grossmut einernten. Unsere Hochzeit ist schon festgesetzt, und es kommt nur auf Sie an, dies junge, liebenswürdige Mädchen, welches Ihre Enthaltsamkeit unbefleckt erhalten, mit diesem weissen Kleide, dem Sinnbild der Unschuld, zu bedecken.