Der Auftakt: Ein Holzstich
Der Text zum Bild
Das Luxusgut Kaffee
Die Verordnung 1766
Das Edikt 1780
Das Edikt 1783
Weitere Verordnungen
Die Landgrafschaft
Hessen-Kassel um 1800
Die Café-Kultur in Kassel
Der Kaffee kommt
nach Europa
Fairtrade
Kaffee - türkischer Mokka. Ist Kaffee ein türkisches Getränk?
In Wien eröffnet 1685 das erste Kaffee-Haus in Europa.
In Wien? Ja. Die Hauptstadt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation wurde von Osmanischen Truppen belagert und beinahe erobert. Der Vorstoß der Türken konnte gestoppt werden, die Osmanen mussten sich zurückziehen.
Ob sie dabei wirklich Säcke mit Kaffee zurück lassen mussten, ist eine nicht nachweisbare Geschichte. Auch die folgende Aussage sollte als Wertung eingeschätzt werden. "Eine Allianz deutscher Fürsten und nicht zuletzt der Einsatz eines starken polnischen Heeres rettete das Abendland."
Nachgewiesen ist, dass wir Europäer die osmanische Sitte des Kaffee-Trinkens übernommen haben und der Genuss von Kaffee, ebenso wie der von Kakao, erst dadurch zur europäischen Kultur wurde. Das Abendland hat schon Jahrhunderte zuvor in regem Kontakt und Kulturaustausch zum Morgenland gestanden. Der Kaffee-Anbau ist zuerst für Äthiopien nachweisbar. Arabische Händler vertreiben die Bohnen als Ware im Mittelmeerhandel. Portugiesen organisieren den Anbau in Brasilien, Niederländer finanzieren Versuche in Java. Der Kaffee-Handel wird zum lukrativen Geschäft.
Und zudem, Ende des 18. Jahrhunderts geht mit dem Kaffee-Hype in vornehmen Kreisen der Trend einher, orientalische und fernöstliche Kulturgüter zu kopieren, zu sammeln und auszustellen. Indizien sind das Porzellan, die Seide aus China, die Mode, die Mozart so schön in "Die Entführung aus dem Serai" darbietet, und in Kassel eine kleine Moschee, die Pagode und das chinesische Dorf im Park Wilhelmshöhe...
Bremen und Hamburg richten die ersten Kaffeehäuser ein. Hier gründen die Importeure die heute noch großen Röstereien. Händler in Regensburg, Leipzig und Würzburg folgen.
Kaffee und Kakao werden zu einem beliebten Getränk und zunächst von Ärzten verordnet und in Apotheken ausgegeben. Der Wunsch, es den vornehmen Kreisen nachzumachen, ist stark. Die teuren Kaffe-Bohnen werden in Handmühlen gemahlen und oft zusammen mit Ersatzprodukten (gerösteter Weizen, Malzkaffee, Zikorienkaffee...) gemischt.
Friedrich II, der Kasseler Landgraf in dieser Zeit, will den Konsum von importiertem Kaffee unterbinden, weil dadurch Devisen (Geldmittel) außer Landes gehen. Das ist der übliche Ansatz der merkantilistischen Wirtschaftspolitik. Im eigenen Land Produkte herstellen und verkaufen, um die Landes-Wirtschaft zu stärken, die Geldmittel im Land halten. In diesem Zusammenhang sind die Versuche zu sehen, Seide selbst herzustellen. Ein Straßenname erinnert daran:"Maulbeerplantage". Auch Porzellan sollte im eigenen Land fabriziert werden. Friedrich lässt 1766 eine Porzellanmanufaktur aufbauen.
Die Gründung des Messinghofs ist bereits 1679 auf Initiatve von Landgraf Karl erfolgt, dessen Sohn Friedrich I., Landgraf von Hessen-Kassel und zugleich König von Schweden,
will die heimische Kupfer- und Messingproduktion absichern und verbietet
deshalb den Kauf "ausländischer Ware".
Belege für diese Denkweise, für die merkantilistische Wirtschaftspoilitik sind die von Landgraf Friedrich II. erlassene "Verordnung gegen das allzustark eingerissene Caffé-Trinken" von 1766 und die Edicte von 1780 und 1783.
Um die Verordnungen durchzusetzen, werden Kaffee-Riecher eingesetzt. Sie erhalten die Hälfte der Strafsumme, die erwischte Personen zu zahlen haben.
Das Kaffee-Schnüffeln lohnt sich für die Denunzianten. Das Verbot lässt sich aber dennoch nicht durchsetzen. Kaffee wird weiter heimlich (Schmuggglerware) gekauft, gemahlen und getrunken. Die Edikte werden nicht erneuert.
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