S t a d t b i l d e r .
Stadtbilder erkunden. Ein Stadtbild entkunden
Wir versuchen, die für ein solches Bearbeiten und Durchdenken geeigneten Materialstücke hier in der Website zu versammeln. Es sind Angebote. Sie passen in verschiedene Kontexte, sie geben erst beim Zusammenfügen einen Bildungsgehalt zu erkennen. Dieser ist nicht vorgegeben. Die Reisenden sichten Informationen, entwickeln daraus Wissen und bauen das zu einem Verstehen aus. Es sind eigene Bilder!
An zwei Beispielen lässt sich das leicht näher erläutern:
die Geschichte der Fuldabrücke und die Gestaltung des Friedrichsplatzes.
Die heutige Fuldabrücke überspannt den Fluss an einer anderen Stelle als vor 120 Jahren. Am linken Fuldaufer werden Lastkähne be- und entladen. Ende des 18.Jahrhunderts muss eine Verkehrsregel her, um die morgendlichen und abendlichen Staus künftig zu vermeiden. Wie löst das der Erlass von 1788? Beim Betrachten der historischen Ansichten machen sich die Reisenden, auch gestützt auf kleine, beigegebene Informationseinheiten, ein eigenes Bild vom Verkehrsknotenpunkt Fuldabrücke. Bereits die Straßennahmen in der Stadtplanskizze sind aufschlussreich: Die Leipziger Straße sowie die nach Holland, Köln und Frankfurt treffen hier aufeinander. Warum musste die Brücke im Laufe der Jahrhunderte sechs Mal komplett erneuert werden? Auf zahlreichen Stichen und Fotos sind die Brückenbauten nachgewiesen. Die Abbildungen im Faltblatt für diese Erkundung helfen bei der Antwortsuche. Und zudem, vor Ort und zugleich im Blick auf die jeweilige dargestellte Fuldabrücke, lässt sich an den einzelnen Abbildungen auch nachvollziehen, wie sich Kassel entwickelt und wie sich das jeweilige Stadtbild verändert hat.
Der Friedrichsplatz gehört zu den großen innerstädtischen Plätzen Europas. Er gibt den Blick frei auf die Karlsaue, die weitflächige, heute innerstädtische Parkanlage der Fürsten. Ebenso wie das Museum Fridericianum, an den Rand und doch genial als Mittelpunkt des Platzes gesetzt, ist auch der Park bereits Ende des 18. Jahrhunderts für die Bevölkerung zugänglich. Aufgeklärter Absolutismus. So passen diese Freigabe und das im merkantilen Zeitalter übliche Verbot, Kaffee zu rösten und zu trinken, sehr wohl zusammen. Schließlich müssen Kaffee und ebenso Kakao eingeführt werden. Maßnahmen zum Schutz der einheimischen Wirtschaft, letztlich aber unwirksam und ineffektiv.
Zum Friedrichsplatz gehört ein Documenta Kunstwerk. Vom Portikus des Roten Palais aus schauen die Fremden auf den Platz. Es ist ein von der Stadt angekauftes Kunstwerk (dOCUMENTA 9, 1992), das auf die Hugenotten anspielt, die vor dreihundert Jahren nach Hessen flohen. Aber doch ebenso auf die Heimatvertriebenen aus dem Osten (1946), auf die Gastarbeiter der 60er Jahre und sogar aktuell auf die Flüchtlinge aus den Kriegs- und Krisengebieten.
Ein Faltblatt als Materialstück für die Erkundung stellt diesen Platz in seiner historischen Vieldeutigkeit vor. Das Ensemble von Palais, Museum, Kirche, Geschäftshäusern, Denkmal, Theater hat sich mehrfach verändert. Was, wann, warum? Das Faltblatt nimmt diese Aspekte auf und lädt zum Besichtigen und Nachdenken ein. Es ist Aufforderung dafür, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen und die großartige Idee des offenen Platzes zu erkunden.
...