Spaziergänge als Partien

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"Spazieren" - Texte 18. Jh.

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S t r u k t u r w a n d e l   d e s   S p a z i e r e n g e h e n s
Historischer Spaziergang
Rundgänge

Die Geschichte des Spazierengehens beginnt nicht damit, dass das Bürgertum einige Gepflogenheiten des Adels übernimmt.
Adel - Bürger?
Bürger meint in der Diktion der Zeit um 1800 die Bewohner einer Stadt in Abgrenzung zu den Bewohnern eines Dorfes. Diese offizielle Unterscheidung ist in Edikten und Avertissements belegt. So heißt es ... Friedrich II.

Zugleich, in den zwei Dekaden vor und nach 1800 verändert sich die Bedeutung des Begriffs auf der inoffiziellen Ebene. Bürger bezieht sich zunehmend auf Personen aus der städtischen Führungsschicht, gebildete und hoch angesehene Städter sowie die Kaufleute und Handwerksmeister, die ...

Zunächst sind es diese nichtadligen, gut situierten bürgerlichen Schichten, die mit dem Spazierengehen ihren Status anzeigen, in einer eigenen Ausdrucksweise: Sich als Stand mit Anspruch auf Einfluss zeigen, gewillt, die Ausdehnung der Stadt und zugleich die Vereinnahmung der Umgebung selbst in die Hand zu nehmen.

Spazierengehen ist in dieser Zeit um 1800 Hinausgehen, Ausschreiten, Landschaft und Natur neu entdecken. Dabei kommt es auch auf den Habitus an. Das wohlhabende, gebildete Bürgertum erkennt sich an der Art des Gehens, der Kleidung, dem Grüßen und ...
Ordnung und Disziplin.

Es bedarf der Hinweistafeln nur am Eingang des Parks. Wie "man" sich innen verhält, das ist für die gesitteten Spaziergänger selbstverständlich.
Von Roth, Schelle - zwei Belehrungs-Schriften ...

Ist das ein Strukturwandel? Ja.
Spazierengehen bedeutet jetzt mehr als das sich Zeigen auf Esplanade und den Wallanlagen.

Ein weiterer Strukturwandel:
Ca. 1900 Spazierengehen für Alle. Recht auf Muße, durch sich zeigen gute Teilhabe am gesell. Leben beanspruchen, Recht auf würdevolle Teilhabe
Eng verbunden mit Postkarten, Ausflüge, Reiseführer, spezielle Kleidung (auch Fahrrad)

Dritte Bedeutungsänderung heute, ca. ab 1970er, Einfluss nehmen, Beteiligung - Öffentlichkeit > Partizipation im doppelten Sinn a) überhaupt spazierengehen als selbstverständlich für alle, b) bewusst und auch mit Ziel eingreifen, beeinflussen zu wollen...

Zugleich - die Wege, - die Grünflächen als begehbar, nutzbar etc.
Öko... Frei, nackt...

Im klassischen historischen Denken verlangt die Bezeichung "Beginn" oder gar "Entstehung" einen schriftlichen Beleg. Wann lässt sich der Begriff "Spatzieren" zum ersten Mal in Quellen nachweisen.

Im hier dargelegten kultursoziologischen Blick auf die Geschichte habe ich auch nach anderen Belegen gesucht. Gemälde und Stiche zeigen Personen in einer Handlung und in Figurationen, die als "Spazierengehen" bezeichnet werden können. Auch Stadtpläne geben Hinweise auf Spazierwege und Spaziergänge.

Gemälde und Stiche ab dem 16. Jahrhundert - in Kunstgeschichte als Staffage-Figuren
in Betrachtungen einbezogen. Beiwerk, ohne große inhaltliche Bedeutung, wenig eigene Aussagekraft. Staffage-Problem in der Kunstgeschichte...

G. M. König hat in ihrer wegweisenden Untersuchung verschiedenartige Ansichten (Veduten) ... als Quellen dazu herangezogen, die abgebildeten Personen und Personengruppen näher zu untersuchen.

Griem, Julika: Spaziergänge - Ausritte - Kutschfahrten. Aspekte einer sozialen und ästhetischen Choreographie der Bewegung in den Romanen von Jane Austens. In: Gellhaus, Axel; Moser, Christian; Schneider, Helmut J.: Herausgeber: Kopflandschaften – Landschaftsgänge: Kulturgeschichte und Poetik des Spaziergangs. Köln und Weimar, 2007, Böhlau Verlag. S. 185 - 200

Scholl, Christian: Optimistischer Sentimentalismus. Karl Friedrich Schinkels Blick in Griechenlands Blüte als Vision für Spaziergänger. In: Gellhaus, Axel; Moser, Christian; Schneider, Helmut J.: Herausgeber: Kopflandschaften – Landschaftsgänge: Kulturgeschichte und Poetik des Spaziergangs. Köln und Weimar, 2007, Böhlau Verlag. S. 127 - 146

Lucius Burckhardt

Schmidt

Brock, Bazon


Eine aufschlussreiche Quelle sind Abbildungen