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Zur Parkgestaltung

Drei Exkursionen:

Bildkompositionen
A. H. Payne - 1840/1850

> Bildbetrachtung
. 1, 2, 3, 4
> Allerlei Payne's
> Eine ungehörige Szenerie

Im Weitwinkel
G. Kobold, Serie um 1800


Panorama Wilhelmshöhe
Postkarte 1907





Schauen wir uns zuerst die Figurationen im Ausschnitt zusammen mit Teich und Tholos an.

Payne zeichnet beide Male den Rundbau mit Säulenumgang sichtbar erhöht ein, wie er sich auf einem kleinen Hügel erhebt. Dieser scheint sich als sanft abgerundete Insel aus dem Wasser zu erheben. Links und rechts strömt schäumendes Wasser vorbei.
Auf dem zweiten Stich wird der rechte Flusslauf stärker hervorgehoben, jetzt erkennbar verbindet eine Brücke die Insel mit dem Parkweg daneben. Das nimmt auf, dass die Peneuskaskaden als eigene Anlage das Wasser vom Aquädukt hinunter zum Fontänenteich leiten.

Insgesamt erwecken die beiden Wasserfälle rechts und links neben dem Apollontempel den Eindruck, als würden diese Wasser das Aufsteigen der Fontäne verursachen.
Beide Stiche sind formal gleich aufgebaut.

Was zeichnet die Grafik von 1840 aus:
Im Säulengang des Tholos stehen Besucher, die nach rechts zur schmalen Steinbrücke schauen. Auf dieser verlassen gerade drei Personen die Insel. Diese Positionierung und die dort uneindeutig gezeichneten Haltungen und Handlungen sind das Pendant zur Hauptgruppe im Vordergrund. Von hier aus ist die Aussicht erhabener, weil die Figurinen auch das Herkules-Monument erfassen können.

Den Standort haben wohlsituiert gekleidete Personen eingenommen, es könnte eine Familie sein. Die Figurinen stehen dicht am springenden Wasser der Fontäne. Zwei Schwäne gleiten zum Rand, sie erwarten Futterstücke. Ein Mächen knieht am Uferrand und nimmt etwas aus einem Beutel. Das beobachten ein älteres Kind und eine Frau. Diese fasst das neben ihr stehende ältere Mädchen am Arm, weil es sich zu den Schwänen hinneigt. Die Frau will es davon abhalten, ebenfalls hin zu den Schwänen zu gehen. Dafür zu sorgen, könnte die Aufgabe einer Gouvernante sein, der kleine, aufgespannte Schirm unterstreicht ihren Status und worauf sie zu achten hat. Ein kleiner Junge schaut zu den beiden, er scheint abzu warten ab, ob das Mädchen gehorcht.

Daneben stehen sich eine Frau und ein Mann gegenüber, der Herr schaut zu uns Betrachtern. Die Kleidung weist ihn als wohlhabenden Bürger aus: Er zeigt sich im kurzen Gehrock und trägt eine lange, zurückhaltend karierte Hose, die mit einem Zugband unter der Stiefelette befestigt ist. Immer mit den Attributen Zylinderhut und Spazierstock geht man aus dem Haus. Die Dame trägt ein langes Kleid mit ausladend und reichlich fallendem Stoff. Die Unterarm-Handschuhe sind zu erkennen, der Schirm hängt lässig am Handgelenk. Das über den Rücken hinaus fallende Tuch und das Säckchen, dass sie sichtbar in Hüfthöhe am Gürtel befestigt hat, fallen auf. Der capeartige Umhang, die Pelerine ist um 1840 ein Accessoire der gut betuchten Frau. Den Beutel zeigt die modebewusste und wohlhabende Dame in der Funktion der heutigen Handtasche.

Die drei Mädchen und die beiden Frauen tragen die Schute, den haubenähnlichen Hut, für den korrekten Sitz sorgen die um den Hals gewickelten Bänder. Das ist Mode ganz im Stil der Biedermeierzeit. Der weit nach vorn reichende Rand dieser Kopfbedeckung schränkt das seitliche, das periphere Sehen ein und umgekehrt, der Haubenrand verbirgt für Außenstehende das Gesicht. Das gehört sich so!

Eine Familie ist dargestellt, die zum Sonntagsspaziergang die Wasserspiele besucht. Die Gouvernante achtet auf das korrekte, gute Benehmen der Kinder. Der Sohn der Familie trägt eine Mütze auf dem lockigen Haar. Er hält ein Spielgerät in der Hand, ist sich selbst überlassen, unschlüssig schaut er in unsere Betrachter-Richtung. Die Mädchen sind "behütet", die Haube zwingt dazu, sich auf die geraden und schmalen Wege im Park zu konzentrieren, auch im moralischen Sinn. Diese gute Benehmen gilt im Verständnis der Biedermeierzeit für Frauen generell.

Die Kopfbedeckung der Figurinen im Stich von 1850 ist ebenfalls eine Schute. Diese ist aber im Rand offener geformt. Eine neue Interpretation der Szenerie liegt nahe > Bildbetrachtung 4.
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2. Details in den Figurationen