Spaziergänge als Partien

"Spaziergänge hindurch"

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Karls-Aue für alle

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S p a z i e r e n g e h e n   -   P r i v i l e g    o d e r   M ü ß i g g a n g
Historischer Spaziergang
Rundgänge
Gutbürgerlich? Wer kann sich ein "Spazieren gehen" beispielsweise 1780, 1820, in den 1870er Jahren schon leisten und wer kann das von der Zeit für das Verdienen des Lebensunterhalts abzweigen?

Tagelöhner, die im Handwerk beschäftigten oder die in Haushalten angestellten, die Dienstboten und Knechte - für diese "einfachen" Leute bleibt täglich kaum Zeit. Erst recht gilt das für die stetig wachsende Zahl von Lohnarbeitern in der Industrie ab Mitte des Jahrhunderts mit einer Arbeitszeit von 12 Stunden täglich, am Samstag mit 6. Hinzukommt der oft weite Weg zur Arbeit, zu Fuß. Da bleibt nur der "freie" Sonntag. Zeit für einen Sonntagsspaziergang mit der Familie?

Nicht zu vergessen sind die um 1800 annähernd noch 20 Kasseler Acker"bürger". Für die Angehörigen und die Mägde und Knechte ist das Hinausgehen Arbeit! Jemand aus Familie und Haushalt muss täglich zu den Gärten draußen vor der Stadt, auf die Felder, zu den Wiesen, wenn das Federvieh und die Tiere hinauszuführen sind. Und diese müssen (!) abends wieder zurück in die Ställe geholt werden.

Für alle diese Schichten bedeutet es schon etwas Teilhabe am Aufbruch in eine neue Zeit, wenn die großen Plätze oder gar der frei gegebene Fürstenpark (Karls-Aue) für ein, zwei Stunden aufgesucht werden können. Nur für den Sonntagsspaziergang. An anderen Tagen wäre das Müßiggang!
Unter diesen Gesichtspunkten betrachtet ist auch ein Stadtplan von 1803 sehr aufschlussreich. Im Ausschnitt Oberneustadt und Auehang - ist da nicht erkennbar, dass Stadtplaner das "Bedürfnis Spazieren gehen" bereits antizipieren?
Auf den drei Abbildungen sind offensichtlich Angehörige der Hofgesellschaft und eher gut situierte Personen zu erkennen. us m Stich hier Wer ist wie abgebildet - das untersuchen! Von da aus auf Teilnahme schließen.
L. E. Grimm, Blick auf Kassel von Osten, ca. 1810
J. W. Kobold, Karlsaue mit Orangerie und Blick auf die Oberneustadt, 1789
in Arbeit
J. G. v. Mayr (nach Tischbein), Blick auf die Orangerie, 1770